GedankenPlattform
Wednesday, 21. April 2004
Die Bekämpfung des Rassismus erfordert auch Gewissenserforschung eines jeden

Begriffe wie "Rechtsextremismus", "rechte Gewalt", "Neonazis" u.ä. enthüllen und verdecken zugleich: Sie enthüllen zutiefst menschenfeindliche Haltung in Gedanke, Wort und Tat, die zur erschreckenden Wirklichkeit in unserer Gesellschaft gehört; sie verdecken den Umstand, dass diese Haltung längst ihren Platz auch in der gesellschaftlichen "alten" und "neuen" Mitte gegriffen hat.

Dies zeigt sich besonders in Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Wenn wichtige politische und gesellschaftliche Kräfte in Deutschland jahrelang entsprechende Tendenzen in öffentlicher Rede und Gesetzgebung nährten bzw. Warnungen auch der Kirchen verharmlosten oder gar nicht zur Kenntnis nahmen, dann dürfen sie sich nicht wundern, dass Gegensteuerung jetzt so überaus schwierig ist.

Für Christen ist eines eindeutig: Theologisch ist "Rassismus" die Negation des Wertes der menschlichen Person – des Wertes, der in der Gottesebenbildlichkeit des Menschen ausgesagt ist - und damit Negation Gottes, nach dessen Absicht alle Menschen prinzipiell und substantiell gleichwertig sind.

Es ist seltsam: Kaum ein Mensch, der nicht abstreiten würde, "Rassist" oder von "Rassenvorurteilen" bestimmt zu sein, d.h. von der irrigen Vorstellung einer biologisch bestimmten Überlegenheit über andere (wie auch die Genforschung inzwischen widerlegen konnte) – und doch ist Rassismus in unserer Gesellschaft derartig präsent, dass inzwischen auch höchste politische Stellen erkannt haben, dass er nachhaltig überwunden werden muss.

Dabei ist Rassismus nicht nur dann eine Gefahr, wenn er sich offen manifestiert und gerichtlichem Beweis zugänglich ist. Vielmehr besteht die ganz eigene Gefährlichkeit des Un-Geistes "Rassismus" darin, dass er in der Regel nicht zu fassen oder doch ganz schwer nachzuweisen ist. Rassismus versteckt und verkleidet sich im persönlichen Verhalten - z.B. wenn es jemand vorzieht, in einem vollen Bus lieber zu stehen, als sich auf den einzig freien Sitzplatz neben einen Afrikaner zu setzen; er verbirgt sich im Gewand politischen Kalküls beispielsweise bei Abfassung und Ausführung asylrechtlicher Vorschriften oder bei Überlegungen über "kriteriengeleitete" Zuwanderungsregelungen; er wirkt sich aus auf dem großen Schattenarbeitsmarkt für sogenannte Illegale, der die ohnehin ausbeuterischen Löhne auch noch nach der Hautfarbe der Beschäftigten staffelt.

Der neuerdings zu beobachtende Politikwechsel, damit verbunden die Bereitstellung öffentlicher Mittel zur Bekämpfung von Rassismus, staatliche "Aussteiger-Programme" für "Neonazis" usw. sind grundsätzlich zu begrüßen. Sie genügen aber nicht, solange sie nicht durch eine selbstkritische Reflexion aller in unserer Gesellschaft ergänzt werden. Nicht nur für Christen heißt dies: "Gewissenserforschung".

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