GedankenPlattform
Tuesday, 1. November 2005
Mittendrin

Interessant war es schon immer, mit der Fähre über die Elbe zu fahren, denn einen anderen Weg gibt es nicht vom Bahnhof zur Stadt. Während meiner ersten Wehlener Fährfahrt musste ich unweigerlich an die alten Griechen denken und fühlte mich wie von Charon über den Styx gerudert.

Ganz besonders interessant wurde es jedoch zum gestrigen Reformationstag. Dem gnadenlos überfüllten Zug aus Bad Schandau entsprungen steuerte ich zielstrebig zur Ablegestelle und erwartete Charon in guter Gesellschaft mit etwa 20 weiteren Reisewilligen, zumeist heimkehrenden Wanderern.
Die kurze Reise begann und fast wähnten wir uns schon wieder sicher an Land als wir einige Meter vor der Anlegestelle das Abtreiben des Kahnes bemerkten. Anscheinend waren sowohl Motor als auch Ruder außer Kontrolle, denn wir bewegten uns Meter um Meter stromabwärts.

Wir trieben steuerlos auf eine weitere Anlegestelle zu und Charon versuchte hektisch, das Boot dort festzumachen. Doch die Strömung ist zu stark und wir waren zu schnell. Am nächsten nahegelegenen Steg rammten wir ein dort festgemachtes Touristenschiff; und auch da wieder keine Chance für den Steuermann und uns. Das war die letzte Möglichkeit. Der Fährmann warf den Anker, der nach einiger Zeit auch endlich griff.
Einen halben Kilometer stromabwärts unseres Zieles ankerten wir schließlich - mitten auf der Elbe.

Charon telefonierte völlig aufgelöst nach der Geschäftsführung. Keiner erreichbar zum Feiertag. Ein Touristenschiff fuhr bedrohlich nahe an uns vorbei. Schließlich hatte Charon einen Bekannten erreicht, der uns mit seinem blechernen Ruderkahn zu Hilfe eilen sollte. Mit Heldenmiene bootete dieser auch etwa zehn von uns aus.
Dem Rest erschienen seine Bärenkräfte gegen die Strömung zu endlich und das Unternehmen zu gefährlich. Wir überredeten Charon, den Notruf zu wählen. Die - zugegeben - erpressende Aussage "Wenn Sie es nicht tun, werde ich anrufen" brachte ihn dazu, seine Angst, den Einsatz finanzieren zu müssen, abzulegen.

Später schienen auch Charons Stoßgebete Erhörung gefunden zu haben: Selbst "der große Chef" wußte nun endlich Bescheid über die Leiden seines Angestellten. Letzterem bereitete das unübersehbare Freude und er berichtete den verbliebenen Passagieren wieder und wieder von seiner Unterredung.
Nach einer reichlichen Stunde hatten alle ihr Ziel mit einer Erfahrung mehr im Gepäck erreicht. An dieser Stelle vielen Dank an den tapferen Fährmann, den wagemü heldenmütigen Ruderer und nicht zuletzt an die Feuerwehrmänner, die den Rest ihres Feiertages dem ÖPNV opferten.

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